Digital Leadership und Führung 4.0
Führungskräfteentwicklung im digitalen Zeitalter
Gerade Krisensituationen wie die Corona-Pandemie zeigen uns deutlich auf, wie wichtig Digitalisierung und Flexibilität in der heutigen Arbeitswelt sind. Unsere Arbeit wird immer virtueller und schneller und damit die Anforderungen an Teamleader und Führungskräfte immer fordernder.
Dabei hat sich während der aktuellen Krise vor allem gezeigt, wie schlecht viele vor allem kleine und mittelständische Unternehmen auf die Anforderungen unserer digitalen Welt vorbereitet sind. Wo die Stichworte 3D-Druck, Robotik, Algorithmen und künstliche Intelligenz bereits ein Begriff ist, scheitert es in manchen Firmen bereits daran, ein Meeting digital abzuhalten. Das macht sich nicht nur im unternehmerischen Alltag bemerkbar, sondern auch an den Kapitalmärkten. Wo früher Industrie- und Rohstoffgiganten wie General Electric und Ölkonzerne als zeitweilig teuerste Konzerne der Welt gehandelt werden, sind nun sieben der größten zehn Unternehmen nach Marktkapitalisierung Technologiewerte wie Amazon, Google, Facebook, Apple oder Microsoft.
Facebook-CEO Mark Zuckerberg sprach jüngst davon, dass es realistisch sei, dass in 10 Jahren bereits jede zweite Stelle ein Homeoffice-Job sein könnte. Das stellt Unternehmen und damit auch Führungskräfte vor enorme Herausforderungen, denen sich vor allem etablierte aber auch neue und angehende Führungskräfte stellen müssen.
Denn wer in einer immer schneller werdenden Welt den Anschluss verliert, wird langsamer, unflexibler, ineffizienter und damit zwangsweise uninteressanter für Unternehmen.
Die Studie „Leading Digital – Turning Technology into Business Transformation“ vom MIT Centre for Digital Business und von Capgemini Consulting kam zu dem Ergebnis, dass Unternehmen, die nachhaltig einen hohen digitalen Reifegrad besitzen und hohe Investitionen in digitale Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter und Führungspersönlichkeiten tätigen, im Schnitt mindestens 26 Prozent profitabler sind als Unternehmen mit niedrigem digitalen Reifegrad. Und dies sogar branchenübergreifend!
Für viele Firmen stellt der digitale Wandel eine enorme Hürde dar, vor allem dann, wenn sich Strukturen, Arbeitsabläufe und Geschäftsmodelle bereits langjährig etabliert haben. Genau da besteht aber die Gefahr des unternehmerischen Stillstands. Denn Investitionen in eine neue digitale Infrastruktur und Software reichen in der Regel nicht aus. Es braucht eine nachhaltige digitale Strategie zum vollständigen Wandel.
Zu dieser Strategie gehört auch die Schulung und Veränderung der Mitarbeiter und – als Vorreiter noch wichtiger! – der Führungskräfte. Denn nur wenn diese zu den digitalen Veränderungen herangeführt werden, diese mittragen und auch dazu befähigt sind, die neuen Werkzeuge einzusetzen, dann besteht eine Chance, dass sich dieser Wandel gesamtheitlich vollziehen kann. Schließlich müssen vor allem Führungskräfte als Dreh- und Angelpunkt für Veränderungen fungieren.
Führungskräfte müssen sich künftig vor allem auf folgende weitreichende Veränderungen einstellen:
– Hyperconnectedness und ständige Erreichbarkeit durch neue Medien
– Wissensmanagement im Unternehmen und Team
– Flache Hierarchien
– Einfachere aber damit auch häufigere Kommunikation
– Aufgeschlossenheit für neue Arbeitsweisen
– Schnelligkeit
– Virtuelle Arbeitsplätze und wenig Ortsbindung
Viele, vor allem ältere Führungskräfte haben vor dieser Entwicklung Angst, übersehen dabei aber häufig auch die Vorteile, die eine digitalere Arbeitswelt mit sich bringen kann:
– Zusammenarbeit vollzieht sich mehr und mehr in Netzwerken, was auch eine stärkere und bessere Kontrolle von Erfolgen und Arbeitsabläufen mit sich bringen kann.
– Kollektives Wissen wird immens wichtiger als individuelles, was eine engere und damit effizientere Arbeitsweise ermöglicht.
– Virtuelle Meetings und Teamstrukturen können über-bürokratische und alteingesessene Strukturen auflösen und damit effektiver und flexibler werden.
– Die Führungskraft kann als Meinungsführer noch stärker zum unternehmerischen Erfolg beitragen.
– Innovationsprozesse verschlanken sich und sind nicht durch Routinen vorprogrammiert.
Die Frage, die sich Führungskräfte stellen ist jene, wie sie diese neuen Herausforderungen am besten meistern können. Ist eine Führung in einer digitalen Welt noch möglich? Wir sagen klar: Ja! Doch Führungskräfte müssen sich auf den digitalen Wandel einlassen und sich diesem nicht in den Weg stellen. Wir haben sechs zentrale Aufgaben von Führungskräften im digitalen Zeitalter herausgearbeitet:
1. Die Veränderung vorantreiben:
Führungskräfte sollten mit ihrem eigenen Verhalten den Wandel in die digitale Welt stärken und eine Vorbildrolle einnehmen. Dafür ist es wichtig, dass sie über technische Neuerungen informiert bleiben und diese im Arbeitsalltag nutzen. Wichtig ist hier das Abstellen von Berührungsängsten, denn viele Technologien lassen sich bis zur Etablierung hervorragend testen. Seien Sie vor allem aufgeschlossen für Vorschläge aus Ihren Teams!
2. Fördern der Zusammenarbeit
Die Digitalisierung und deren Werkzeuge erlauben immer neuere und effizientere Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Team. Das kann allerdings nur nachhaltig funktionieren, wenn die Führungskraft diese Möglichkeiten mitträgt und auch klare Regeln aufzeigt (z.B. Bestimmungen zum Datenschutz und der Privatsphäre).
3. Gezielte Mitarbeiterentwicklung
Die digitale Welt verändert sich mit einer nie da gewesenen Geschwindigkeit – das wird sich in Zukunft kaum ändern! Dieses hohe Innovationstempo müssen Führungskräfte mittragen und an ihre Mitarbeiter weitergeben. Die jährliche Softwares-Auffrischung in Seminaren ist nicht mehr zeitgemäß! Führungskräfte müssen hier einen Weg finden, die Mitarbeiter regelmäßig für die digitale Infrastruktur und die Zusammenarbeit zu rüsten. Hervorragende Möglichkeiten bieten diverse Online-Schulungs-Plattformen, die völlig zeitunabhängig die Team-Mitglieder schulen können.
4. Treffen von Entscheidungen
Durch die rasante Entwicklungsgeschwindigkeit wächst auch die Komplexität der vorhandenen Tools immer weiter an. Für Führungskräfte gehört es zur zentralen Aufgabe, die Entscheidung für das richtige Tool zu treffen – eine Entscheidung, die ohne Kompetenzverlust vor den Mitarbeitern auch gemeinsam mit dem Team getroffen werden kann.
5. Anerkennen von Leistungen im digitalen Zeitalter
Bei zunehmendem virtuellen Arbeiten und sich schnell ändernden Zuständigkeiten und Arbeitskonstellationen wird das Bedürfnis der Mitarbeiter nach Anerkennung ihrer Leistungen und Feedback nicht weniger. Führungskräfte müssen einen Weg etablieren, auch in virtuellen Arbeitsumgebungen konstruktives und persönliches Feedback zu geben. Dafür ist es auch entscheidend, dass eine Führungskraft diese Leistungen richtig einschätzen kann. Denn die herkömmliche Kontrolle der Arbeit und Prozesse funktioniert digital anders als analog.
6. Vertrauen stärken und Ziele vorgeben
Auch die beste und belesenste Führungskraft kann kein Experte auf allen Gebieten sein. Mehr als früher müssen Führungskräfte auf Expertisen von Mitarbeitern vertrauen oder diese sogar gezielt ausbauen. Das hat weiter den Vorteil, dass Experten sich auf ihrem Gebiet mehr wertgeschätzt werden. Dabei ist es dennoch wichtig, dass eine Führungskraft Wege und Ziele klar definiert und vorgibt.
All diese Herausforderungen zeigen deutlich auf, dass Führungskräfte sich künftig noch mehr mit dem digitalen Wandel auseinandersetzen müssen und auf diese Änderungen im Arbeitsalltag flexibel reagieren müssen. Alteingesessene Strukturen und Arbeitsabläufe gehören der Vergangenheit an. Mit Ihrem Wirken als Führungskraft haben Sie in Zukunft den Wandel selbst in der Hand!
Haben Sie keine Angst vor dem digitalen Wandel, sondern nutzen Sie diesen gezielt, um Ihre Kompetenzen auszubauen und damit ein noch wichtigerer Teil Ihres Unternehmens zu bleiben!