Die sechs größten Führungsfehler in Krisen
Als starker Entscheidungsträger in jeder Situation auftreten
Die Situation rund um die Coronapandemie deckt schonungslos auf, wie schlecht es in deutschen Firmen zum Teil um Digitalisierung, Vorbereitung auf flexible Arbeitsmodelle und Arbeitszeiten sowie eine strikte und funktionierende Führung bestellt ist, die doch gerade dann funktionieren und leiten sollte, wenn es gerade mal nicht so rund läuft.
Entscheider können aus Fällen wie der aktuellen Lage lernen und davon profitieren. Richtig gute Führungskräfte nutzen diese Krisen sogar als Chance, um die eigene Abteilung oder das gesamte Unternehmen erfolgreich umzustrukturieren und gestärkter aus der Krise zu führen.
Leider ist oft das Gegenteil der Fall. In unseren Seminaren und individuellen Gesprächen mit unseren Kunden begegnen uns immer wieder Führungsfehler, die fatale Folgen für die Stimmung im Unternehmen und im schlimmsten Fall auf die gesamte Struktur innerhalb von Firmen haben können. Fünf dieser Fehler haben wir Ihnen in diesem Artikel herausgearbeitet und möchten Ihnen Ansätze mit an die Hand geben, wie Sie diesen erfolgreich begegnen können.
1. Über alles die eigene Kontrolle behalten wollen
Vor allem in schwierigen Zeiten ist es ein großer Manager-Fehler, sämtliche Entscheidungsfindungen zentralisieren zu wollen. Gerade Personen in den höchsten Führungsstrukturen sollten diejenigen, die zur Erfüllung von alltäglichen Aufgaben bestimmt sind zu eigenständigen Handeln ermächtigen und ermutigen. Wichtig ist hier vor allem, den Mitarbeitern eine klare Orientierung mit Werten und Prinzipen aufzuzeigen. Diese Grundsätze sollten für alle im Unternehmen sichtbar dokumentiert sein und regelmäßig überprüft und bei Bedarf erneuert werden.
Mitarbeiter, die im Einklang mit diesen Grundprinzipien Entscheidungen treffen, dürfen wiederum nicht für ihr Verhalten abgestraft werden – selbst wenn das heißen sollte, dass es im Betriebsablauf zu Fehlern aufgrund von falschen Entscheidungen kommt. Denn gerade im Umgang mit solchen Fehlern unterscheiden sich gute von schlechten Managern – schließlich sind solche Fehler ein hervorragendes Mittel zur künftigen Prävention und Schulung der Mitarbeiter.
2. Zu langsames Handeln und Angst vor Fehler
Die Coronakrise lehrt uns eindrucksvoll, wie wichtig das Treffen von schnellen Entscheidungen ist – selbst wenn Sie als Führungskraft damit einmal anecken und sich zeitweise einmal unbeliebt machen sollten. Effektives Krisenmanagement darf auch mal wehtun und gegen die Wünsche von einzelnen Mitarbeitern laufen, sofern es dem Zweck des Unternehmens dienlich ist. Gerade hier haben weniger abgebrühte Führungskräfte oft ein Problem: Wichtige Entscheidungen, die in ihrem Kern oft sichtbar unvermeidlich sind, werden aus Angst vor eigenen Fehlern oder der eigenen Verantwortung häufig zu lange hinausgezögert – bis es zu spät ist.
3. Gegenstimmen nicht fördern und nicht zuhören
Eine sehr effektive Art des Krisenmanagements wird von vielen Managern viel zu wenig beachtet: Aktiv Mitarbeiter zu involvieren, die unter Umständen eine andere Perspektive einnehmen als man selbst. Das können auch nahestehende Personen sein, deren Meinung man trotz häufig gegensätzlicher Auffassungen respektiert, da sie ihr Wissen und ihre Expertise einbringen, wenn man ihnen zuhört.
Das geht auch, indem man bei Meetings oder Brainstormings ein Teammitglied bestimmt, dass den Platz des sogenannten Advocatus Diaboli einnimmt. Dieses Diskussionsmitglied soll durch gezieltes Ablehnen von vorgeschlagenen Lösungsansätzen die anderen Gruppenmitglieder gezielt zur Forschung nach Alternativen anregen.
4. Keine Beziehungen aufbauen und kein Interesse zeigen
Selbst die besten Mitarbeiter, abgebrühtesten Manager und fleißigsten Fachkräfte sind vor allem eins: Menschen mit Emotionen. Deshalb sollten Führungspersönlichkeiten das individuelle Glück der Mitarbeiter zu ihrem höchsten Gut erklären. Schließlich ist es genau das individuelle menschliche Leid, das eine Krise zu einer Krise macht. Gerade in einem Umfeld, das von vielen negativen Emotionen und persönlichen Ängsten geprägt ist, müssen Führungskräfte es schaffen, eine Bindung zu ihren Mitarbeitern aufzubauen, die über die bloße Arbeitsbeziehung hinausgeht. Empathische Kommunikation zu den Mitarbeitern weckt Vertrauen und signalisiert den Teammitgliedern echtes Interesse sowie die Gewissheit, dass der Chef in der Lage ist, positive Ausstrahlung in das Arbeitsumfeld zu integrieren, aber andererseits schlechte Nachrichten nicht zu beschönigen.
5. Überreaktion und zu weites Vorausplanen
In akuten Krisensituationen müssen Entscheider schnell und entschlossen handeln. Dabei ist vor allem wichtig, das Richtige schnell zu tun und der Geschwindigkeit den Vorzug vor dem Perfektionismus und dem langfristigen Ziel zu geben, ohne dieses jedoch aus den Augen zu verlieren. Manager verlieren sich allzu oft in dieser Gradwanderung. Denn Schadensbegrenzung und die Stabilisierung ist in den meisten Fällen mit den richtigen Entscheidungen vor allem kurzfristiger Natur. Deshalb ist es wichtig, von vornherein Entscheidungsprozesse zu straffen und im Notfall auch einmal auszulagern.
Unser Fazit
Effektives Krisenmanagement ist die Königsdisziplin einer guten Führungskraft und verlangt viel Entschlossenheit, die Fähigkeit zur Resilienz, gutes Urteilsvermögen und die Fähigkeit, schnell und effektiv zu handeln. Nicht in guten Phasen, sondern in handfesten Krisen zeigt sich das wahre Gesicht von Enscheidungsträgern und entlarvt schonungslos diejenigen, die für ihre Aufgaben nicht die richtigen sind. Zeigen. Sie, dass Sie zu ersteren gehören, indem Sie für Ihre Entscheidungen gerade stehen, mit gutem Beispiel vorangehen und scheuen Sie sich nicht davor, echtes Mitgefühl und Sorge um Ihre Mitarbeiter zu zeigen. So werden Sie zu einer Führungskraft, die jede Krise meistern kann.
Weitere Führungsfehler und wie Sie diese gezielt vermeiden besprechen wir in unseren Seminaren